Oder: Vom Keller auf den Dachboden
Hallo liebe LeserInnen!
Dies ist ein kleines Tourtagebuch. Da ich nicht gleichzeitig in der Lage war, zu schlafen, zu essen, Auto zu fahren und zu spielen, fiel das schreiben über das touren erst mal aus. Trotz alle dem habe ich den Drang, ja spüre die Notwenigkeit, über diese schöne Zeit zu schreiben!
Wie ihr es sicherlich schon an die Tausend Mal mitbekommen habt, war ich im Herbst mit der wunderbaren Kristina Jung auf Tour. Wir planten das ganze seit Juni/Juli, schrieben verschiedene Locations wie Bars, Cafes, Buchhandlungen und vor allem Freunde an, und fragten, ob wir dort ein Konzert spielen dürfen. Einige sagten ab, viele sagten zu und so kam es, dass wir uns ab dem 14. Oktober auf die Straßen der Republik (und der Niederlande) machten, um vielen Menschen zu zeigen, wie unsere Gitarren klingen und unsere Stimmen singen.
14.10.2014
Wir starteten in Hamburg, Marias Ballroom. Etwas abgelegen zwar in Harburg, dafür sind Heimo und seine fleißigen und lieben Helfer einfach zauberhaft! So ein schöner Laden mit richtig gutem Sound! Sowas (plus Tee und Äpfel im Backstage Raum) mag ich gerne als Musiker. Tourauftakte sind ja immer etwas nervös, wir waren dann doch irgendwie gelassen.
15.10.2014
Der zweite Tag war direkt unser freier Tag (im Musiker Jargon Day Off genannt) und so verbrachte ich den Tag mit letzten Planungen für die Fahrt. Es muss einfach immer noch was in letzter Minute geplant werden beziehungsweise fallen einem immer noch so viele Sachen ein, die hätten gemacht werden können…
16.10.2014
Es geht nach Groningen, ich fahre zum ersten Mal durch Ostfriesland, Justus Jonas (unser kleiner Stolz) hat kurz nach Aufbruch seine 371000 Km auf dem Tacho und Kristina lotst mich in das Studierendenwohnheim direkt neben der Disco-Ampel und klappbaren Brücke. Offiziell starten wir um 20.00Uhr, das Konzert beginnt aber dann doch erst gegen 22.00Uhr und dafür spielen wir vor vollem Haus! Sehr schön, sehr international, wobei Groningen doch eher von Deutschen bewohnt wird als von Niederländern, oder jedenfalls schien es uns so.
Erschöpft fallen uns im Sitzen die Augen zu
17.10.2014
“Auf Münster freue ich mich ganz besonders, wobei… eigentlich freue ich mich auf jeden Ort, in dem wir spielen!”. So ich. Münster, ja, mein zweites Freiburg (das Freiburg von NRW), einige Freunde wohnen dort, das ist besonders schön vor allem wenn diese sogar zum Konzert kommen! Wir spielen in einer 6er WG, in der jeder eine eigene Klingel hat, in einem Raum, den es vorher so noch nicht gab. Wir wollen das grüne Sofa stehlen, es ist leider doch zu sperrig für Justus Jonas. Und sowieso haben wir keinen Platz mehr dort drin. Achja, ich habe übrigens mit dieser Tour den Real-Life-Tetris-Award gewonnen und warte immer noch auf die Trophäe! (räusper.) Münster(_____ füge hier deine Stadt ein) war so schön! Ja.
18.10.2014
Weiter geht es gestärkt mit Nudeln und Salat nach einer sehr erholsamen Nacht nach Krefeld in den Ruhrpott. Dort spielen wir bei Nike in der Dachwohnung eines wunderschönen Altbauhauses (es würde sich schon allein lohnen, im Treppenhaus zu wohnen), es gibt ein Buffet, eine Dachterrasse, Hashtags, viele Weisheiten und Federbettdecken für uns. Wir lernen alles zu schätzen, was die kalten Tourherzen begehren. Aber so kalt sind die gar nicht, wir sind mit Sonnenbrille, Fenstern runtergekurbelt und Mamas and the Papas singend dort hingefahren. Es ist noch warm! Unser musikalisch bester Abend! (Und endlich habe ich Heart Shaped Box wieder gespielt!)
Nike (unsere Gastgeberin) macht auch richtig schöne Konzertfotos, auf denen man nicht total bescheuert aussieht (man sieht entweder total böse aus, weil man sich sehr auf das Gitarrespiel konzentriert oder man singt. Beim singen sieht man immer scheiße aus :D)
(C) Anika Launert
(C) Anika Launert
(C) Nina(Werkeltagebuch)
19.10.2014
Köln! Nun geht es zur nächsten Station des Rheinlandes (ich weiß ehrlich nicht, wo das Rheinland anfängt und wo es aufhört…) Wir kommen wieder mit Sonne im Rücken an und tanken jene in einem Park, und Energie. Wieder bauen wir unsere Bühne, die aus Brühwürfel, Mikroständer und Mikrofon, Gitarren (2), Ukulele (1), Stimmgerät, Kabel (2-4), Gitarrenständer, “Our Hearts Grow Cold” Wimpelkette und Merchandise Tisch besteht. Gut, der Tisch ist nicht unbedingt in die Bühne integriert aber oft in unmittelbarer Nähe. Wir spielen vor einem sehr herzlichen Publikum und sehr bedachten und fröhlichen Gastgebern (es gab Astra und Rothaus! 🙂 ). Wir wollen gar nicht hier weg. Köln ist echt immer wieder eine Reise wert!
20.10.2014
In die 3. Stadt in Folge mit K. K-Town, Kaiserslautern. Da, wo alles anfing. Jedenfalls für mich. Kristina umarmte mich, als wir durch die Stadt liefen, als ich ihr eine kleine Stadttour gab. Sie konnte es nicht glauben, dass ich es drei Jahre dort ausgehalten habe. Wie ich immer an dieser Stelle betone: Es sind nicht die Menschen, die dort blöd sind, sondern wirklich nur die Stadt. Die Menschen in “K-Town” (wie auch z.B. der Plattenladen) werten diese Stadt ungemein auf und ich bin froh, in einer WG gewohnt zu haben, die einfach aus dem Alltagstrott was Gutes und Schönes gemacht hat! Und genau an diesem Ort, auf unserem alten Dachboden haben wir gespielt. So schön, ich hab mich leicht zurück versetzt gefühlt! Außerdem spiele ich immer wieder gerne in Kaiserslautern (seit meinem Umzug vor vier
Jahren habe ich genau jedes Jahr mindestens einmal dort gespielt!) und sehe immer wieder gerne die altbekannten Gesichter.
Also die Competition im dämlichen Grinsen gewinnen wir beide 🙂
21.10.2014
Ebenso altbekannte Gesichter sahen wir beide in Mainz. Wir spielten (ich springe echt in den Erzählzeiten herum… ich kann mich einfach nicht entscheiden) im Buchladen & Cafe Bukafski. Dort spielte ich bereits vor einem Jahr ein kleines Konzert und wollte dies unbedingt wieder machen, da Matze und Marco einfach zwei Schätze sind, die diese Welt noch nicht gesehen haben. Gerne hätte ich für zukünftige Konzerte und Hutspendenansagen die von Matze auf Band aufgenommen, allerdings waren alle Tonbänder voll und überspielen geht einfach gar nicht. Kristina und ich sagen uns adieu, wir werden uns erst nach einer kleinen Tourpause von knapp 10 Tagen wiedersehen. Etwas theatralisch, ja. Aber so war es auch.
01.11.2014
Hamburg? Da waren wir doch schon mal. Ich mag Rahmenhandlungen. Faust habe ich total aufgesogen, Kristina kennt sich ganz gut mit Germanistik aus und so ergab es sich einfach, dass wir, wenn wir eine Tour in Hamburg starten, so müssen wir auch eine Tour in Hamburg beenden. Kiel zählt offiziell gar nicht mehr zum Herbst dazu. Ist unsere Zugabe. Also landeten wir in unserem letzten Wohnzimmer für diese Tour.
Das war die Planung, leider werden Pläne oft belächelt und so kam es, dass es Kristina die Woche total umgehauen hat (mich übrigens fast auch, blöde Migräne!) und so trat ich leider das Konzert alleine an 😦 Es fühlt sich sehr komisch an, so alleine… Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Trotzdem war es ein schöner Vorabend mit netten Menschen, die meiner Musik gelauscht haben, und sogar ein ganz neuer Song, der diese Woche erst geschrieben wurde, kam zum Einsatz! Das ist mal Spontanität.
Danke, an euch alle! Ohne euch geht es nicht!
Danke an Krissy, die mir eine so tolle Gefährtin geworden ist! :*
Wir sehen uns in Kiel oder in Hamburg!
MJI***